“STROY” in der Jazzthetik

„Das Melt Trio ist doppelt schöpferisch tätig geworden, nicht nur eine neue CD wurde aufgenommen, auch der Albumtitel verrät schon großes kreatives Potenzial. Das Kunstwort Stroy löst Assoziationen aus wie Story (der Kopf sortiert ja gerne vermeintlich falsch Geschriebenes) oder das nicht existente Gegenteil zu destroy. Und von zerstören kann bei diesem Album auch keine Rede sein, so kompakt und als Einheit verschmolzen zeigt sich das Trio mit Peter Meyer an der Gitarre, seinem Bruder Bernhard Meyer am Bass und dem Schlagzeuger Moritz Baumgärtner. Das Trio besteht mittlerweile seit sechs Jahren, im Anschluss an ihr Studium am Jazzinstitut Berlin fanden sich die drei. Der lange Zeitraum schafft zum einen Qualitäten des Vertrauten, aber auch die Notwendigkeit, Neues zu entdecken und aus eingespielten Mustern auszubrechen. Peter Meyer ist ein Meister der Sounds, seine Gitarre klingt mit Effekten gespielt nicht wie ein verzerrtes Saiteninstrument, sondern ganz eigenständig. Spannungsaufbau und Verdichtung der Motive der Kompositionen, Beschleunigung der Themenköpfe in perfektem Eingespieltsein und Eruptionen, die vor allem Moritz Baumgärtner an den Drums initiiert - das alles macht das Melt Trio aus. Die Soundteppiche, die Peter Meyer ausrollt und die als Startbahn für Gitarrensoli oder die spannenden Linien auf dem akustischen E-Bass Bernhard Meyers dienen, werden von den Drums untermalt oder frech gegen den Strich gebürstet. Baumgärtners Instrumentarium ist dabei immer für eine Überraschung gut. Peter und Bernhard Meyer teilen sich die Kompositionen auf, das Schlussstück der CD ist völlig überraschend - der Heilige Dankgesang, die Bearbeitung eines Auszugs von Beethovens Streichquartett Nummer 15. Eine Version für Gitarrentrio hätte sich Ludwig van Beethoven wohl nicht träumen lassen, aber mit dieser sehr speziellen Bearbeitung wäre er sicher mehr als einverstanden gewesen.“

Jazzthetik, Angela Ballhorn, 9/2016