Pressestimmen zu HYMNOLIA

“Vor zwei Jahren stellten die Brüder Peter und Bernhard Meyer zusammen mit Schlagzeuger Moritz Baumgärtner die Gitarrentriowelt des Jazz mit ihrem Album “Melt” quasi auf den Kopf. Sie verweigerten sich erfolgreich sämtlichen Konventionen und Dogmen, die mit einer solchen Besetzung bislang einhergingen und verschmolzen zu einem “wahren” Klangkörper, der mit nur einer Stimme sprach. Mit dem Solistengedanken hielt sich dieses Trio nicht auf, es machte einfach nur Musik. Jetzt liegt mit “Hymnolia” der zweite Streich der Berliner vor und es wäre zu einfach, zu behaupten, die Musiker würden dort anknüpfen, wo sie mit “Melt” aufgehört haben. Die Kompositionen, die ausschließlich aus Peters und Bernhards Feder kommen, besitzen immer noch die durchgehende Luzidität des Vorgängers, haben an Komplexität allerdings noch einmal deutlich zugelegt. Kleinste Klangpartikel verschränken sich diesmal zu melismatisch mäandrierenden Ton strömen, die manchmal an die Postrock-Charismatiker Tortoise aus Chicago erinnern. Scheinbar asymmetrisch angelegte Songstrukturen funktionieren als poetisch-labyrinthinische Klangebenen, die sich gegeneinander verschieben können und die über diese ständigen Perspektivwechsel den gewillten Hörer Klangräume betreten lassen, deren akribische Auslotung eine überaus lohnenswerte und spannende Angelegenheit ist. Musik, die nicht als Klangtapete funktioniert, sondern die die Auseinandersetzung sucht, die die Versenkung in sie einfordert. Das Proustsche Dilemma des Schreibens oder Lebens greift hier nicht. Das MeltTrio spielt und schreibt eine Musik, die so voller Leben ist, dass man gar nicht genug von ihr bekommen kann.”

Jazzpodium, Thorsten Hingst, 11/2013

5 von 5 Sterne
“Mit dem zweiten Album haben die Meyerbrüder plus Baumgärtner ihre kühne Ausdrucksdichte weiter perfektioniert. Sie betreiben die grenzenlose Klangforschung, ohne je Soli bemühen zu müssen. In der Dichte bleibt jedoch jede einzelne Note klar identifizierbar. Jede gespielte Note wird zum Sprungbrett für den Satz zur nächsten. Doch wie bei einem Computerspiel scheint der Klangkosmos des Melt Trio verschiedene Levels zu haben, zwischen denen munter hin- und hergesprungen wird. Während dieser Sprünge verschieben sich die Ebenen, überlagern sich oder verwinkeln sich. Tastend nähern sich die Musiker an, stellen den Blick auf die Noten scharf, um ihn anschliessend wieder unscharf werden zu lassen und sich wieder voneinander zu entfernen. Metamorphose allerorten. Und doch folgt alles hörbar einem grossen Plan. Dabei fügen sich letztlich die Klangteile wie Puzzlestücke langsam zu einem grossen Ganzen. Einem, voller Klangpoesie. Einem, das so klingt, als wäre etwas Vergleichbares noch nie zu hören gewesen. Jeder Vergleich erweist sich schon im Ansatz des Suchens als untauglich. Und wird letztlich nicht benötigt. Nur einlassen muss man sich. Das Melt Trio hat dazu das Notennetz engmaschig geknüpft – es fängt einen immer auf.” (fxaz)
Jazz ‘n’ More,  1/2014
 

“Melt Trio” nennen sich seit neuestem die Brüder Peter und Bernd Meyer sowie Moritz Baumgärtner – und haben damit kurzerhand den Titel ihres ersten Debutalbums zum Bandnamen erkoren. Und weil bei ihnen vieles so stimmig zusammenfließt, trifft dies die Sache auch auf den Punkt. Der Titel “Hymnolia ” klingt nicht minder verheißungsvoll. Und wo eine solche Oberfläche schon neugierig macht, da will einen die grenzgängerische und aufwühlende Instrumentalmusik dieser Berliner Band dann überhaupt nicht mehr loslassen! Denn diese subtile Fusion aus so vielem, was am ehestens noch in die Schublade “progressiver Jazzrock” passt, atmet die vielen Strömungen aus Jazz, Pop und Elektronik in der Musikstadt Berlin. Selten haben wir so ein elektrisches Gitarrentrio so frisch, räumlich und “akustisch” erlebt. Warme, emotionale Klangflächen ziehen ins Geschehen hinein, dann geht es nach vorne blickend zur Sache. Lange, fast epische Songstrukturen bauen sich auf, transportieren weitgespannte und irgendwie auch eingängige Melodien. Es gibt kaum Solo-Exkurse, zumindest keine, wo sich einzelne Spieler eitel exponieren. Vielmehr  geht es um ein sich gegenseitig verstärken und verdichten. Und dies auch durch die erdenklichsten Labyrinthe hindurch, in denen aber immer Licht strahlt und Gelegenheit zum Atemholen besteht. Bei allem agiert der Schlagzeuger Moritz Baumgärtner sehr offensiv, wenn er explosive Strukturen über die langen Melodiebögen legt- Hauptsache, alles fließt.”

Jazzzeitung, Stefan Pieper, 11/2013